Nach drei Tagen Eintauchen, Mitmachen und sich Verschenken an verschiedene Orten hier im Libanon waren wir heute einen Tag für uns alleine unterwegs. So ging es am Morgen nordwärts auf der Suche nach einem schönen Strand. Hier sind die Küstenabschnitte leider nicht so gepflegt, aber dank Google Maps haben wir oberhalb von Byblos einen netten Ort gefunden. Die Jungs verbrachten einige Stunden in den Wellen und ich mit dem Buch von Harari zur kleinen Geschichte der Menschheit. Seine These, dass Geld, Macht und Religion die drei grossen Beeinflusser sind, hat echt was und seine Herleitung, dass sich politische Macht meistens in Empires auswächst, bedenkenswert. Auf der Rückfahrt haben wir in Byblos halt gemacht. Eine Stadt mit spannender Geschichte, die in die Frühzeit zurück reicht und viele dieser Empires miterlebt hat: Assyrer, Babylonier, Perser, Seleuziden, Römer, Christen, Osmanen…

Byblos war nach der Jahrtausendwende eine wichtige Hafenstadt für die Kreuzzüge. Die Fragen meiner Kids liessen uns alle wieder mal mit erstaunen zurück. Wie krass falsch wir Menschen doch die Botschaft von Jesus verstehen können! Und so zogen sie los, um die Andersgläubigen zu töten im Namen dessen, der gesagt hat, wir sollen unsere Feinde lieben. Uns so töten sie im Zeichen des Kreuzes – an dem Jesus starb, um zu zeigen, dass in der gewaltlosen Hingabe der Sieg über Hass und Krieg liegt. Und so brandschatzten und raubten sie, um dem zu dienen, der sich verschenkt hat und alles aufgegeben hat. Kreuz und Schwert schliessen sich so grundsätzlich aus wie Feuer und Wasser oder wie stressfreie Fahrt und der Verkehr in Beirut.

Vielleicht müsste Harari also gar nicht von Macht und Religion sprechen, sondern könnte beide gleich unter demselben Kapitel abhandeln. Denn darum geht es doch meistens: dass ich mit meinem Gott dir aufzwingen kann, was du zu glauben und wie du zu leben hast. Und Mission bedeutet dann, mit Macht oder Versprechen oder Anreizen oder Drohung meinem Glauben jemandem anderen überzustülpen. Etwas, das so gar nicht mit dem Leben und der Botschaft von Jesus übereinstimmt. Für ihn bedeutet Mission, zu dienen ohne etwas zu verlangen, sich zu verschenken ohne etwas zurück zu erwarten, zu erzählen ohne zu drohen, zu lieben wie er geliebt hat.