Wir sind nun schon fast 24 Stunden hier. Wir – das sind meine ganze Family, eine Bekannte und zwei Pastoren aus Chile. Was mit einer einfachen Idee begann, hat sich zu einem grösseren Projekt entwickelt. Zusammen mit einer lokalen Organisation besuchen wir verschiedene Flüchtlingslager und Familien, helfen mit, organisieren Aktivitäten für die Kids, verteilen was, trinken Tee und Kaffee, beten, geben etwas aus der Bibel weiter…

Ehrlich gesagt: ich habe mir den Libanon anders vorgestellt. Es ist selber mein erster Besuch in einem faszinierenden Land mit einer noch faszinierenderender Geschichte. Die Infrastruktur ist sehr gut, unsere Wohnung ist nahezu perfekt, der Carrefour um die Ecke lässt keine Wünsche übrig und sogar das Wlan funktioniert. Der Verkehr ist zwar Crazy, die Stadt ist laut, überall fliegen die Plasticksäcke rum und der Müll liegt am Strassenrand und gewisse Gerüche sind auch nicht ganz so, wie wir es gewohnt sind. Aber so der voll krasse Kulturschock, den ich vor allem meinen Kids bieten wollte, ist es nicht. Den muss ich wohl wirklich für eine Reise nach Westafrika aufsparen…

Wir sind gestern abend spät angekommen und erst nach Mitternacht haben wir unser Airbnb gefunden. Der Taxichauffeur war aber krass hilfsbereit und hat sogar für uns rum telefoniert. Heute tauchten wir dann gleich ein. Mit einem Mietauto heizten wir hinter unserem Guide her, den Berg hoch, enge Strassen runter, an rauchenden Lastwagen vorbei. Die Talebene nahe an der Syrischen Grenze beherbergt im Moment über eine Million Menschen, die vor dem Krieg geflohen sind. Viele leben seit Jahren in Notunterkünften. Wir durften einige besuchen – weniger tolle, die den Kräften des Winters kaum stand halten – und bessere, die von Issams Team für 750 Dollar pro Unterkunft wintertauglich gemacht wurden. Die einzelnen Zelte liegen gruppiert à 10 bis 50 Familien um verschiedene Städte und Ortschaften herum. Und überall Kinder! Viele der vertrieben wagen es nicht, ihre Kinder in die Schulen der Umgebung zu schicken. In einem Lager soll bald eine Schule für die Kids entstehen – doch da braucht es Unterstützung von unserer Seite. Die Begegnung mit einer älteren Frau hat mich sehr bewegt. Ihr Sohn wird seit 6 Jahren vermisst, und ihre Schwiegertochter hat die Kids und die Grossmutter für einen neuen Mann verlassen. Sie lebt nun alleine mit ihrem behinderten Sohn und ihren drei Enkeln in einem Zelt. Wir durften dann für sie beten und haben ihr von ihrem kleinen Laden sechs Schleckstengel abgekauft.

Anschliessend haben wir noch eine Familie besucht, die in einer Kirche untergekommen sind. Der Familienvater war früher in der Syrischen Armee und auch als Bodyguard tätig. Seine Geschichten von den Zusammentreffen mit den Staatschefs, Politikern und Berümtheiten der Region waren faszinierend zum Hören. Leider wurde er bei einem Bombenanschlag verletzt und die Medikamente haben seinen Magen angegriffen, sodass sich dort Krebs-Geschwüre gebildet haben. Wir konnten zwar, ausser für ihn beten, nichts weiter führ ihn tun. Der Besuch hat ihn doch sehr gefreut und ermutigt.