Ich mochte Christoph Mörgeli nie. Sein süffisantes Lächeln empfinde ich als Herablassend, seine politischen Ansichten teilweise als gesellschaftsschädigend. Dass ausgerechnet der Forderer von Leistung und Anstand seinen Job verlor, weil er seine Leistung nicht brachte, fand ich amüsant. Doch seinen letzten Auftritt in der Rundschau, den Pauschalangriff gegen alle Medien, die ihn kritisch hinterfragen, macht mich nachdenklich. Zuerst kam Schadenfreude und Spott auf – doch von diesem tiefen Niveau habe ich mich schnell wieder verabschiedet. Herr Mörgeli wirkt auf mich als ein hoch intelligenter Mensch, der ehrlich am Wohl unseres Landes und unserer Gesellschaft interessiert ist. Und was jetzt mit ihm und seinem Leben geschieht, wünsche ich keinem Menschen. Da fällt ein Leben in sich zusammen, lösen sich Träume und Perspektiven in Luft auf. Und von aussen betrachtet stelle ich mir die eine Frage: Wo sind nun seine Freunde? Wo sind die Menschen in seinem Umfeld, die sich vorher in seinem Licht gesonnt, von seiner Stärke profitiert, von seiner Energie gezogen haben? Wo sind die Menschen, die ihn einfach mal von der Bildfläche ziehen und eine Welt für ihn öffnen, die nicht in Kampf, nicht in Gut und Böse, nicht in Schwarz und Weiss und nicht in Leistung besteht. Wo sind seine Freunde, die ihm einen Ausweg eröffnen und tragen, auch wenn er mal falsch liegt, einen Fehler gemacht, versagt hat? Gerade jetzt müsste doch jemand da sein, der ihm hilft, sich nicht ganz so ernst zu nehmen, nicht zu kämpfen und sich alter Verschwörungstheorien zu bemächtigen.

Ich wünsche ihm, mir, und uns allen, dass wir solche Freundschaften pflegen und leben können, die vor allem in schwierigen Zeiten tragen und uns in die Realität zurück holen. Für Leistungs- und Erfolgsmenschen wie HerrnBild Mörgeli scheint das nicht so einfach zu sein – doch umso nötiger!