Vor kurzem war ich mit ein paar tollen Vineyard-Leuten aus der ganzen Welt an einem Arbeitstreffen in Barcelona. An einem Nachmittag haben wir die Sagrada Familia besucht. Diese Kirche, mitgestaltet vom grossen Gaudi und immer noch im Bau, ist fantastisch. Erst vor kurzem wurde sie von Papst Benedikt XVI. eingeweiht. Als ich das letzte mal da war, fehlten noch die Wände des „Versammlungsraumes“ und demnach konnten dort drin auch noch keine Gottesdienste statt finden. Doch jetzt waren sie da: der schöne Innenraum, der Altar, die Fenster. Nicht schlecht staunte ich aber ab dem Kreuz in der Mitte. Ich bin mir schon gewohnt, dass das Kreuz in der katholischen Kirche nicht leer ist, sondern Jesus da immer noch dran hängt. Wieso weiss ich eigentlich auch nicht so genau, denn Jesus ist ja gestorben, auferstanden und wieder in den Himmel zurück gekehrt. Mein Kreuz ist leer, denn die Auferstehung von Jesus ist für mich genauso wichtig, wie sein Tod. Aber eben, daran hatte ich mich schon gewöhnt. Sehr ungewohnt war jedoch das Dach, das sie dem gekreuzigten Jesus verliehen haben. Irgendwie sieht es jetzt so aus, als ob Jesus mit einem Fallschirm in die Kirche springt und jetzt zur Landung ansetzt. Eine doch etwas amüsante Vorstellung der Inkarnation von Jesus – und natürlich sehr passend für die Weihnachtszeit. Jesus wird Mensch und wohnt unter uns. Doch er ist nicht als fertiger Erwachsener mit einem Fallschirm wie bei einer Invasion auf der Erde gelandet, sondern wurde von einer gewissen Maria geboren und hat bereits als Kind einiges durchgemacht: die ersten Tage in einem Stall, dann als Flüchtling nach Ägypten, ein paar Jahre später wieder zurück nach Israel. Vermutlich wurde er dort zuerst als halber Ausländer beschimpft (was er ja auch war, nur nicht halber Ägypter sondern irgendwie Gott und Mensch zugleich). Dann musste er sehr früh schon bei seinem Vater in der Zimmermanns-Bude mithelfen. Josef ist dann auch ziemlich früh gestorben (man liest ja später nichts mehr von ihm) und so hat Jesus den Betrieb weiter geführt und seine Brüder mit in die Verantwortung genommen. Er war bei allen grösseren regionalen Bauprojekten – und von denen gab es so einige – mit dabei, hat verschiedene Kulturen kennen gelernt, sich auf dem Bau durchsetzen müssen, für seine Mutter und Schwestern geschaut und sich irgendwie zwischendurch immer wieder auf das Eigentliche konzentriert: die Beziehung zu seinem Himmlischen Vater und die Vorbereitung auf seinen Dienst. Wobei, vermutlich war seine Zeit als Zimmermann ja ein Grossteil seiner Vorbereitung, denn so wusste er, wovon er sprach, wenn er sagte, man solle nicht fluchen, man solle seine Feinde lieben, man solle einander vergeben, man solle sich für die Armen und Ausgestossenen einsetzen, etc. Vermutich wäre es ihm auch lieber gewesen, er hätte mit 30 mit einem Fallschirm auf die Erde springen und mit dem eigentlichen Teil seiner Aufgabe beginnen können. Aber so war es nicht. Und das ist doch irgendwie auch ermutigend: Mein Jesus kennt den Alltag, weiss um der Herausforderungen, kann mitfühlen. Und so hat mein Glaube Boden – denn er spielt sich im Alltag ab.

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