Seit Montag bin ich wieder mal In Lagos – zu Besuch bei meinem Freund Patrick und seiner Familie. Sie wohnen mitten in Lagos, in der Nähe des Flughafens, wo seine Frau auch arbeitet. Gemeinsam haben sie drei Kinder: Chuchwu, Chimamaka und Angel. Die ersten beiden machen gerade ihren Schulabschluss und wollen nacher an die Uni. Angel hat noch zwei Jahre Schule vor sich.
Auf der einen Seite geniesse ich es immer sehr, in Afrika zu sein. Auf der anderen Seite fordert es mich auch heraus: die Herausforderungen, die Menge an Menschen und die Armut. Heute morgen wagte ich mich heraus und ging eine Stunde Rennen – immer schön der Strasse entlang und ziemlich schön im Kreis, gezwungenermassen auch drei oder vier mal dieselbe Strecke, ich wollte mich ja nicht verlaufen. Direkt neben der Strasse führt jeweils ein Wassergraben durch, der die Kanalisation darstellt – der Gestank ist fürchterlich. Doch allzuweit Abstand davon darf man nicht halten, denn sonst wird man auf der Strasse von einem Auto angefahren – und die Luft von der Seite ist auch nicht viel besser, denn die Autos sind alles ältere Modelle mit dementsprechend vielen Abgasen. Ich habe mein kurzes Training trotzdem genossen. Ich kam mehrere male an einer Schule vorbei und hörte, wie die Kinder Lieder sangen. Eines davon hörte sich wie eine afrikanische Version von „Grosser Gott, wir loben dich“ an. Und dann kam ich an etlichen Kirchen vorbei. In einer fand sogar gerade ein Gottesdienst statt, resp. es hatte eine Handvoll Leute, die von einem Pastor mit einem Mikrofon mit ohrenbetäubendem Lärm zugedeckt wurde. Irgenwie stellt sich mir dabei immer dieselbe Frage: wenn es hier doch Kirchen gibt, wieso verändert sich die Gesellschaft nicht zum Positiven? Wieso sehen wir so wenig Christen, die sich um die Armen und Zerbrochenen kümmern? Vielleicht sehe ich einfach auch zu wenig. Vielleicht verändert sich die Geselschaft ja positiv. Vielleicht. Ich vermute jedoch, dass wir Christen immer noch viel zu stark damit beschäftigt sind, schöne Kirchen zu bauen und gute Veranstaltungen zu organisieren, anstatt den Dienst zu tun, den Jesus uns aufgetragen hat: hinzugehen und diese Welt zu einem besseren Ort zu machen!