Am Dienstag, als mir das Abstimmungsergebnis vom Sonntag mir immer noch wie ein Klos im Hals steckte, schlägt die nächste Bombe ein. Der Nationalrat hat einen Ausbau der Entwicklungshilfe aus dem Budget 2011 gestrichen. Klar, wir leiden ja enorm unter der Wirtschaftskrise (gestern wurde bekannt, dass unsere Wirtschaft solid wächst) und jeder spürt merklich, wie schlecht es uns geht. Gleichzeitig findet eine Invasion verbrecherischen Ausländern statt und jeder von uns muss täglich damit rechnen, überfallen, ausgeraubt oder sogar gekidnappt zu werden. Daher sollten wir dringend weniger ausgeben, viel sparen – vor allem natürlich bei der Bildung, dem Sozialwesen und der Entwicklungshilfe – und uns ja von allem Bösen von aussen schützen.

Die effektivste Massnahme gegen ungewollte Migration ist es, die Lebensumstände der Menschen durch Entwicklungshilfe zu verbessern. Es gibt nur wenige Menschen, die einfach aus Lust und Laune ihre Heimat verlassen. Die meisten kommen aus Not und in der Hoffnung nach einem besseren Leben. Wenn ihr Leben vor Ort besser wäre, würden also viele nicht kommen. Das perverse dabei ist, das die Netto-Geldströme nicht von den reichen zu den armen Ländern fliesst, sondern umgekehrt. Genau: Es kommt mehr Geld von Afrika in die Schweiz, als von der Schweiz nach Afrika. ActionAid hat dies anhand einer Bierbrauerei in Ghana aufgezeigt. Eine kleine Streichung der Entwicklungshilfe ist also nur Kosmetik-Korrektur. Viel effektiver wäre der Abbau des schädlichen Steuerwettbewerbes und die Kooperation mit ausländischen Steuerbehörden durch die Abschaffung des Bankgeheimnisses. Doch an beidem halten wir Schweizer ja gerne fest – schliesslich steht ja unser Wohlstand auf dem Spiel, leider auf Kosten der Armen.