Diese Woche sind wir als Minigruppe gestartet. Die Idee der Minigruppe ist ziemlich einfach – oder besser dreifach:

Wir treffen uns einmal pro Woche für eine Stunde um

  • darüber zu sprechen, was uns in der Bibellektüre besonders angesprochen hat
  • einander verantwortlich zu halten, was wir in unserem Umfeld glaubensmässig erleben und wo wir daneben geschossen haben
  • für Menschen zu beten, die uns besonders am Herzen liegen

Wir lesen jeweils das gleiche in der Bibel – und zwar mindestens 20 Kapitel pro Woche – damit wir einfach darüber austauschen können. Im Moment beschäftigt uns die Apostelgeschichte, denn da berichtet es von Engeln und Wundern und Übernatürlichem. Einer wird von einem Engel aus dem Gefängnis befreit, ein anderer wird beam-me-up-Scottie-mässig von einem Ort zum anderen beordert, der andere hat einen Traum von seinem nächsten Auftragsort und wieder andere erleben, wie ein Lahmer zu tanzen beginnt. Unsere Lebensrealität ist von diesen Lebensberichten leider weit entfernt. Wir staunen zusammen über die Geschichten und fragen uns, wie das wohl in die heutige Zeit passt.

Das einfachste ist wohl, das Gelesene rational wegzuerklären. Diese unaufgeklärten Naivlinge haben halt noch nichts von Kant und von moderner Physik gehört und rechnen so alles, was sie nicht verstehen, Gott zu. Nein, allzu einfach sollten wir es uns nicht machen, denn die Akteure der Apostelgeschichte waren bereit, Ihren Glauben und ihr Erleben mit ihrem Tod zu verbürgen. Ein ziemlich schlagendes Argument, dass sie das wirklich so erlebt haben.

Eine andere Möglichkeit ist, die heutige Zeit anders zu gewichten. Die Wunder waren halt wichtig für die initiale Ausbreitung des christlichen Glaubens und ist heute so nicht mehr nötig. Schliesslich haben wir heute die Bibel und die christliche Kultur und da braucht es dieses Wunder-Zeugs nicht mehr. Ein Erklärungsversuch, doch dann hätte sich Gott seit dieser Zeit auch ändern müssen. Er ist und bleibt ein Gott des natürlich Übernatürlichen und ist, wenn wir der Botschaft der Bibel glauben wollen, auch heute immer noch willens und fähig, die Naturgesetze auf den Kopf zu stellen.

Die für mich wahrscheinlichste Erklärung ist, dass wir heute für Engel, Wunder und dergleichen nicht den gleichen Raum geben, wie es die ersten Christen getan haben. Die Not eines kranken Kindes wird durch gute Medikamente gelindert, die sozialen Auswirkungen einer Invalidität wird durch unsere Kranken- und Sozialversicherungen abgefedert, die Herausforderungen einer Krankenheit werden durch die Hoffnungen der modernen Medizin aufgefangen. Da bleibt wenig Platz für den Glauben, der in der Verzweiflung der Unmöglichkeit wächst. Doch wie schaffen wir Raum für das Übernatürliche, das einfach nicht so recht in unsere wissenschaftliche, aufgeklärte Welt passen will?

Eine pauschale Antwort gibt es nicht und doch gibt es gute Ansätze: Da ist die Frau, die regelmässig für das Kind einer Kollegin betet, das nach der Geburt nicht hören konnte, und jetzt plötzlich doch hören kann. Da ist der Mann, der Verdauungsprobleme hat, weil der Magen nicht mehr richtig schliesst, regelmässig für Heilung betet und dann beim nächsten Untersuch die Bestätigung erhält, dass alles normal ist. Oder da ist das Ehepaar, das vom Arzt gesagt bekommt, dass die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft praktisch inexistent ist, sie sich jedoch nicht entmutigen lassen und auf ein Wunder hoffen, dass sie dann eine gewisse Zeit später in der Form eines Mädchens in den Händen halten dürfen.

Natürlich könnte ich auch von all den Geschichten erzählen, wo Glaube und Gebet nicht das gewünschte Resultat gebracht haben und die Frage bleibt offen, wieso es manchmal klappt und manchmal nicht.

Auf jeden Fall aber möchte ich in meinem Leben und in meiner Familie mehr Raum schaffen, dass Wunder, Engel und Ähnliches passieren, ja sogar normal sind.