Als Menschheit haben wir eine neue Hochstleistung vollbracht: Mehr als eine Millarden Menschen leiden unter Hunger. Seit 2008 sind 100 Millionen Menschen mehr dazu gekommen. Mittlerweile hat also jeder sechste Mensch zu wenig zu Essen. Die meisten dieser Menschen leben in Entwicklungsländern: In Asien und in Afrika. In den Industrieländern sind es 15 Millionen Menschen. Hunger und Armut gehören also untrennbar zusammen. Ich wage es nicht mal, darüber nachzudenken, wie viele dieser Menschen, die nicht genug zu essen haben, Kinder sind.

Dieser Eintrag soll aber nicht als Pladoyer für mehr und bessere Entwicklungshilfe enden. Natürlich könnten wir immer etwas mehr geben und immer etwas mehr tun. Der eigentliche Punkt liegt aber ganz woanders: nämlich in unserem schädlichen Zollregime und der kriminellen Steuerpraxis. Entwicklungsländer haben nur eingeschränkt Möglichkeiten, ihre Produkte im Markt zu verkaufen. Jedes Industrieland schützt ihre eigenen Produzenten, obwohl die Entwicklungsländer billiger Produzieren würden. Schweizer Erdbeeren sind ja eine tolle Sache, aber halt auch ein vielfaches teurer als die aus dem Ausland. Daher verbieten wir die Ausländischen, sobald die Inländischen reif werden. Unsere Bauern haben Freude, die Ausländischen haben Hunger. Naja, diese Abschottungs-Politik hat auch seinen Sinn: wir machen uns nicht ganz vom Ausland abhängig und unterhalten eine einheimische Nahrungsmittelproduktion, wo man noch weiss, was drin ist. So richtig pervers wird es erst beim Steuersystem. In den Entwicklungs-Länder gibt es auch reiche Menschen: Politiker, Diktatoren, Sektengurus, Geschäftsleute. Die legen ihr Geld jedoch nicht in ihrem Land an, sondern z.B. bei uns in der Schweiz. Durch das Bankgeheimnis sind die Gelder gut angelegt und gut geschützt – vor jeder Rückforderung und vor der Steuer. So fehlen den Entwicklungsländer wichtige Gelder, um lokale Unternehmer zu unterstützen. Viel mehr fehlt es aber den Regierungen an Geld, um in Bildung und Infrastruktur zu investieren und so eine nachhaltige Entwicklung zu fördern.

Unsere Entwicklungshilfe läuft zumeist über staatliche Kanäle. Die Höhe dieser Hilfe ist etwa gleich gross, wie die, die den Ländern durch unsere Politik verloren geht. Dies ist leider kein trauriges Nullsummenspiel, sondern ein tödlicher Kreislauf: Den einiges von dem Geld, das über entwickelte Staaten in die Entwicklungsländer fliesst, endet in den Taschen weniger korrupter Politiker und von da weiter auf ein Schweizer Bankkonto.

Und was ist die Folge? Noch mehr Menschen, die zu wenig zu Essen haben! Aber, stimmt ja, uns geht es gut, das ist die Hauptsache und dafür brauchen wir sowohl Zölle zum Schutz unserer einheimischen Produkte und natürlich das heilige Bankgeheimnis.