Sierra Leone stellt mir immer wieder Fragen. Keine neuen, dafür aber sehr existenzielle Fragen. Gestern waren wir zu Besuch in Makulamba – einem Buschdorf im Hinterland, eine Fahrstunde von Makeni entfernt. Makulamba hat ein paar spärliche Häuser, ein kleines Fussballfeld, eine Dorfschule ohne Wände und sehr viele Kinder. Und seit neustem hat Makulamba auch eine Kirche. Sie steht gleich am Eingang des Dorfes, neben der Dorfschule ohne Wände. Und wenn man die Menschen sieht, ihre Häuser, ihre spärlichen Kleider – dann denkt man: eine Kirche ist nicht das erste, was diese Menschen brauchen. Da haben wohl ein paar Missionare aus dem Westen mit viel Geld ihren eigenen Träumen nachgegeben.

Doch diese Kirche in Makulamba ist ohne Zutun von aussen entstanden. Bei einem letzten Treffen hat einer der Dorfältesten erzählt, dass sein Vater jeden Tag gebetet hat, dass hier in seinem Dorf eine Kirche entsteht. Und er habe dieses Gebet übernommen. Jeden Morgen geht er mit einer Glocke durch das Dorf und versammelt die Menschen zum Frühgebet. Und irgendwie hat Gott ihre Gebete erhört. Einige unserer Mitarbeiter haben ihren Lohn und ihr eigenes Geld zusammen getragen, um die Baumaterialien zu finanzieren. Und die Dorfbewohner haben angepackt. Und eine Kirche ist entstanden.

Gestern durften wir miterleben, was diese Kirche für diese Menschen bedeutet. Es ist für sie ein Ort, wo sie Jesus Danke sagen können für das Leben, dass er ihnen geschenkt hat. Es ist der Ort, wo sie ihre Anliegen vor ihn bringen können. Es ist der Ort, wo sie Hochzeiten feiern und von ihren Liebsten Abschied nehmen können. Es ist der Ort, der sie daran erinnert, dass Gott sie nicht vergessen hat und er auch für sie in Jesus Mensch wurde und durch seinen Geist unter ihnen lebt und wirkt.

Die Freude der Dorfbewohner ist mit Händen fassbar. Eine ältere Frau kriegte sich fast nicht mehr ein. Sie viel vor Glorious auf die Knie, hat sie für ihren Beitrag gepriesen, ihr die Ehre erwiesen.

Im gleichen Dorf steht am Eingang ein Bohrloch. Die Fläche ist gut zugemauert, damit kein Kind sich verletzen kann. Das Wasser wird mit einer modernen Handpumpe hochgetrieben. Doch der Brunnen wird nur für das Trocknen von Chilis verwendet. Er funktioniert nämlich nicht mehr. Die Erklärung ist relativ einfach: das Bohrloch und die Pumpe sind zu kompliziert für die Dorfbewohner, der Unterhalt ist zu aufwändig. Und so ist er nicht mehr in Betrieb. Das tolle Projekt der Entwicklungshilfe steht nun da als Zeuge für die guten Pläne und Absichten – die jedoch die Bedürfnisse und Wünsche der Dorfbewohner nicht berücksichtigt haben. Eine Quelle, breit gegraben und mit einem Ziehbrunnen versehen, wäre für das Dorf ein Segen gewesen. Und für diese Art von Entwicklungshilfe setzen wir uns ein. Im Gespräch mit den Menschen hören wir von ihren Nöten und entwickeln gemeinsam mit ihnen Ideen, wie wir gemeinsam eine nachhaltige Entwickung fördern können. Manchmal ist es eine Schule, manchmal Kurse für Erwachsene, und manchmal eine Kirche. Und oft heisst es einfach, dass wir aus dem Weg gehen und zulassen, dass etwas Neues entstehen kann. Und so ist es beides – Mission und Entwicklungshilfe.