Heute sind wir im Gottesdienst mit einer neuen Themenserie gestartet. Wie gehen wir gesund mit den Ressourcen um, die Gott uns anvertraut hat?

Unser Leittext aus der Bibel ist aus 1. Timotheus 6:

1. Tim 6
17 Sag allen, die in dieser gegenwärtigen Welt reich sind, sie sollen nicht stolz sein und nicht auf ihr Geld vertrauen, das bald vergehen wird. Stattdessen sollen sie ihr Vertrauen auf den lebendigen Gott setzen, der uns alles reichlich gibt, was wir brauchen, damit wir uns daran freuen und es genießen können. 18 Fordere sie auf, ihr Geld zu nutzen, um Gutes zu tun. Sie sollen reich an guten Taten sein, die Bedürftigen großzügig unterstützen und immer bereit sein, mit anderen zu teilen, was Gott ihnen gegeben hat. 19 Auf diese Weise legen sie mit ihrem Besitz ein gutes Fundament für die Zukunft, um das wahre Leben zu ergreifen.

Diese Bibelstelle betrifft, alle von uns in der Schweiz. Auch wenn wir uns arm fühlen, weil wir weniger haben, als jemand anderen, gehören wir doch zu den ganz wenige auf dieser Erde, die viel besitzen.

Absolute Armut bedeutet, dass man mit weniger als 2 Dollar pro Tag auskommen muss. Es bedeutet, dass man nicht selber so viele Mittel erwerben kann, um seine überlebenswichtigen Grundbedürfnisse zu decken. Dies betrifft im Moment um die 2.5 Mrd. Menschen und führt dazu, dass pro Jahr mehr als 5 Millionen Kindern an der Folge von Armut sterben.

Paulus fordert uns alle also auf, nicht auf unser Geld und unseren Besitz zu vertrauen, sondern auf Gott. Bezeichnet ist, wie Gott in diesem Text beschrieben wird: als einen Gott der reichlich gibt. Gott ist ein Gott der grosszügig gibt. Und er beweist es mit seiner Schöpfung, die ihn wiederspiegelt. Jede Schneeflocke ist anders – was für ein Überfluss. 1 Million unterschiedliche Arten von Insekten – was für ein Überfluss. Vermutlich um die 100’000’000’000 Sterne – was für ein Überfluss.

Gott ist grosszügig und er gibt reichlich – doch zur Schande von uns Menschen ist es ungerecht verteilt.

Vielleicht ist unsere Armut also viel eher, wenn wir das, was wir haben, nicht nutzen.
Vielleicht ist unsere Armut als viel eher, wenn wir uns ab dem, was wir haben, nicht freuen können und es nicht geniessen.
Vielleicht ist unsere Armut viel eher, dass wir Angst haben, dass es doch nicht reich.
Vielleicht besteht unsere Armut genau darin, dass wir nicht grosszügig weiter geben können.

Deshalb sagt Paulus in dieser Bibelstelle: Fordere sie auf, ihr Geld zu nutzen, um Gutes zu tun.

In den Freikirchen wird dieses Gutes tun häufig damit in Zusammenhang gebracht, den Zehnten, das heisst 10% des Einkommens, der Kirche zu spenden. Diese Idee kommt zum ersten mal bei Abraham vor, der Melchisedek den Zehnten gibt. Verschiedene Bibelstellen durch das Alte Testament geben verschiedene Anhaltspunkte, wozu der Zehnte gedacht ist:

3. Mose 27
30 Und der ganze Zehnte des Landes, vom Samen des Landes, von der Frucht der Bäume, gehört dem HERRN; es ist dem HERRN heilig.
4. Mose 18
20 Und der HERR sprach zu Aaron: In ihrem Land sollst du nichts erben und sollst keinen Anteil in ihrer Mitte haben; ich bin dein Anteil und dein Erbe inmitten der Söhne Israel. 21 Und siehe, den Söhnen Levi habe ich den gesamten Zehnten in Israel zum Erbteil gegeben für ihre Arbeit, die sie verrichten, die Arbeit für das Zelt der Begegnung.
5. Mose 14
28 Am Ende von drei Jahren sollst du den ganzen Zehnten deines Ertrages von jenem Jahr aussondern und ihn in deinen Toren niederlegen. 29 Und der Levit- denn er hat keinen Anteil noch Erbe mit dir- und der Fremde und die Waise und die Witwe, die in deinen Toren [wohnen], sollen kommen und essen und sich sättigen, damit der HERR, dein Gott, dich in allem Werk deiner Hand, das du tust, segnet.
Die Idee des Zehnten aus dem Alten Testament ist also unter anderem:
  • Versorgung und Sicherheit für die Priester, die kein eigenes Land bekommen haben
  • Ein Festmahl, die die Besucher des Tempels gemeinsam gegessen haben
  • Als Versorgung für Witwen, Waisen, Fremde, Bedürftige

Jesus hat dieses Prinzip des Alten Testamentes in einer Aussage indirekt bestätigt:

Matthäus 23
23 Wehe euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr verzehntet die Minze und den Dill und den Kümmel und habt die wichtigeren Dinge des Gesetzes beiseite gelassen: das Recht und die Barmherzigkeit und den Glauben; diese hättet ihr tun und jene nicht lassen sollen.

Der Zehnte ist also ein Orientierungshilfe, die wir nicht einfach ignorieren sollten. Es  gibt uns einen Ansatz, an dem wir uns orientieren oder auch reiben oder nerven können. Gleichzeitig sollte uns auch bewusst sein, dass die Lehre über den Zehnten in Freikirchen auch komische Blüten getrieben haben.

Es suggeriert ein Bild, dass 10% Gott gehören und die restlichen 90% mir. Wenn wir aber Christus nachfolgen, ändert sich die Perspektive. Dann gehört alles, was wir haben und sind ihm – und er vertraut es uns als Verwalter an, damit wir es in seinem Sinne verwenden.
In vielen Kirchen wird der Zehnte zu einem inoffiziellen Teilnehmerbeitrag. Wer finanziell mitträgt, gehört dazu, wer nicht mitträgt, ist nicht wirklich dabei. Doch bei Jesus gibt es keinen Eintritts-Preis. Er nimmt uns an – bedingungslos!
Ich habe auch schon einen Prediger gehört, dass Gott uns nur segnen und versorgen kann, wenn wir den Zehnten geben. Basierend auf eine Bibelstelle von Maleachi 3 öffnet sich das Fenster des Himmels nur, wenn wir den Zehnten zahlen. Dies ist eine gesetzliche Auslegung der Bibel, das ein falsches Bild von Gott zeichnet. Gottes Segen, Versorgung und Unterstützung ist nicht von unserem Geben abhängig. Unser Geben und unser Einsatz ist nicht eine Vorbedingung, sondern eine Antwort auf Gottes Segen. Ich bin grosszügig und spende einen Teil meines Einkommens aus Dankbarkeit, dass Gott mich versorgt.

Aus meiner Sicht sollten wir folgende Aussage von Jesus auch auf unseren Umgang mit Ressourcen anwenden:

Lukas 12:48
Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel gefordert, und wem viel anvertraut wurde, von dem wird umso mehr verlangt.

Wir sollten das Thema Ressourcen also Angstfrei angehen. Und vor allem, den Blick auf Gott nicht verlieren, der grosszügig und reichlich geben will. Und dieser Überfluss, der gerade auch uns Schweizern zugefallen ist (oft nicht gerade gerecht), sollen wir verantwortungsvoll umgehen.

Und hier noch die Predigt in ganzer Länge zum Nachhören: