Bei der Einreise nach Sierra Leone wusste ich selber nicht, wie oft ich schon in Sierra Leone war. Ich schätze um die 15 mal – und es fühlt sich schon fast wie Heimat an. Vor mehr als 10 Jahren, als ich zum ersten mal mit meinem Freund Patrick Obumselu nach Freetown reiste, gab es noch keine direkten Flüge. Heute gibt es einige Fluggesellschaften, die mehrmals pro Woche nach Sierra Leone fliegen. Dieses mal flog ich mit Royal Air Maroc – ein unschlagbarer Preis und der Abflug am Abend gaben den Ausschlag. Die Ankuft um 4:15 Uhr morgens liessen es mich dann zwar wieder kurz bereuen. Am Flughafen wartete Kamara, einer unserer Mitarbeiter auf mich. Er hat die ganze Nacht am Flughafen verbracht. Die erste Fähre von Lungi nach Freetown ging erst um 8 Uhr und so haben wir beide noch eine Stunde im Auto vor uns hin gedöst.

Glorious erwartete uns bereits auf der anderen Seite. Als erstes besuchten wir ihre Tochter Theresa, mittlerweile 15 Jahre alt,  im Spital. Seit einem halben Jahr geht es ihr gesundheitlich sehr schlecht – Diabetes. Ein Mangel an guten Medikamenten und ärztlicher Betreuung führten schon zu mehreren Koma-Phasen. Wir besuchten Theresa auf der Intensivstation – einem kahlen Viererzimmer ohne die sonst üblichen medizinischen Apparate. Glorious meinte, dass die Pflegepersonen sie jeweils anrufen, wenn etwas nicht stimmt, damit sie in der Apotheke der Stadt die Lebenswichtigen Medikamente kaufen geht, damit sie weiter behandelt wird. Die bei Diabetes nötigen Stäbchen für den Bluttest kosten pro Anwendung um die einen Dollar. Glorious lässt jeweils nur ein paar im Spital zurück, da die Pflegepersonen sie sonst für andere Patienten verwenden und diesen dann verrechnen.

Der Plan ist, dass wir die ersten Tage in der Nähe von Freetown bleiben, um die Mitarbeiter in Grafton zu besuchen. Ich freue mich, Viktor und Hari wieder zu treffen, wie auch die Jungs unseres Fussballclubs, Vineyard F.C. Sie haben sich bis ins Halbfinal des Cups gespielt.

Meine erste Nacht im gewohnten Hotel 5:10 war eher unruhig. Ich konnte zwar ein paar der Stunden der Vornacht im Flugzeug nachholen, bin aber immer wieder wegen Juckreiz an verschiedenen Körperstellen aufgewacht. Zuerst dachte ich, dass es das Bettlacken oder meine kleinen Bettgefährten aus der alten Matraze seien – musste später dann aber fest stellen, dass ein Mosquito sich mit mir das Zimmer teilen wollte. Die Blutspur an der Wand nach erfolgreicher Jagd ist nun Zeuge der nächtlichen Stiche. Ich hoffe mal, das doofe Viech verschont mich mit Malaria…