Die bevorzugte Tätigkeit in einem All-Inclusive Hotel mit nicht enden wollenden Buffet ist natürlich Essen. Wenn unterschiedliche Teams aus ganz Europa zusammen kommen, lasse ich es mir natürlich nicht nehmen, so viele wie möglich persönlich kennen zu lernen und von ihren Erfahrungen zu lernen. An einem Abend durfte ich mit dem Moderator der Sessions und dem Assistenten des einen Geschäftsmannes, der das ganze bezahlt, speisen. Tja, der letztere hat sich erst während des Desserts geoutet und so war ich doch froh, dass ich bis dann nichts Provokatives gesagt hatte (was bei mir normalerweise sonst schon während der Vorspeise der Fall ist). An einem Mittag sass ich mit Ukrainern am Tisch, an einem anderen Tag mit Dänen und irgendwo zwischen Pasta, griechischem Salat und dem Schlemmer-Dessert hatte es glaub auch noch Leute aus dem Balkan.

Am Meisten haben mich aber die Jungs aus Manchester herausgefordert. Der Leiter des Teams aus Manchester sah eher wie Gölä’s Bruder aus – ein richtiger Büezer, Biertrinker und in diesem Falle ManUFan – als ein Pastor. Er war dann aber nicht so gesprächig und so habe ich einen anderen vom Essen abgelenkt und mit meinen Fragen gelöchert. Ihre Idee der Gemeindegründung ist ziemlich einfach: Suche dir das Quartier mit der höchsten Kriminalität und dem tiefsten Lebensstandard. Kauf dir dort ein Haus oder miete eine Wohnung und ziehe mit ein paar Freunden dorthin. Teile dein Leben und lass dein Umfeld an deinem Glauben teilhaben. Ian hat mir erzählt, dass das Haus, dass sie gekauft haben, so billig war, dass die Bank ihnen nicht einmal eine Hypothek dafür geben wollte. Das Haus an sich war schon noch gut, die Wiederverkaufsaussichten aber wegen der Nachbarschaft so schlecht, dass der Preis zu tief war. So mussten sie halt das ganze Haus selber finanzieren. Mittlerweile leben sie über fünf Jahre in dem Quartier und die Kriminalität ist gesunken, Menschen haben Jesus kennen gelernt, das Leben wurde besser. Ian meinte, es daure halt jeweils immer eine Zeit, bis Menschen einem Vertrauen schenken. Bei ihnen sei es dann der Fall gewesen, als sie Kinder gekriegt hätte und trotzdem nicht in ein besser Quartier gezogen seien! Nach dieser Aussage drehte er sich zu mir um und fragte: „und wie macht ihr das bei euch in der Schweiz?“